AUFSMAULSCHAUN! – ANDERSWER 1

Auch ANDERSWER ist ein AUFSMAULSCHAUER!
Heute: Gastschreiber Thomas Guba, Dekan, Evangelisch-Lutherisches Dekanat Bad Berneck.


Luthers Einfluss auf die Deutsche Sprache,
oder eher besondere Worte des Reformators, die ganz unreformatorisch, dafür aber praktisch zu gebrauchen sind.

Mann, was für ein Thema? Die Feigl will´s wieder wissen! Ich will ja keine Dissertation schreiben!

Ok, ich kenne die Lutherbibel. Sie ist die wohl gebräuchlichste Form, um mit der Sprache Luthers in Kontakt zu kommen. Aber kenne ich da nicht auch noch andere Luthersprüche, die so gar nicht in der Bibel vorkommen, eher den „derben Luther“?

„Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.“

das ist doch so ein bekannter Lutherspruch für alle, die sich scheinbar nicht benehmen wollen. Das wäre der “Stammtisch-Luther”. Den gibt es auch, ich will ihn auch nicht wegdiskutieren.

Und dann gibt es den Luther, der sich so in den Sprachgebrauch eingebettet hat, dass man ihn gar nicht mehr erkennt:

„Viele Hände machen schnell ein Ende“.

Ich erinnere mich an die Arbeit auf dem großelterlichen Bauernhof. Da war das ein gerne gebrauchter Spruch, wenn die „Jungen“ mal wieder etwas Anderes als die Arbeit im Kopf hatten. Ein schlechtes Gewissen war dann oft die Folge.

Das jemand „Hummeln im Arsch“ hat, das habe ich sogar zu meinen Kindern gesagt. Na ja, vielleicht habe Ichs ja lustig gemeint, ob´s lustig ankam?

Schwierig, das mit Luther und der Sprache!

Ganz klar ist es Luthers Verdienst, dass er eine einheitliche Deutsche Sprache, eben durch seine Bibelübersetzung, geschaffen hat. Endlich konnten der Friese und der Bayer den gleichen Text lesen und verstehen. Ok, ob sie ihn gleich verstanden haben und ob sie ihn überhaupt verstanden haben, das sind andere Fragen. Vielleicht ist ja die Lutherbibel auch das beliebteste Regalbuch der Deutschen. Ich bin mir nicht sicher, ob es dazu eine Untersuchung gibt. So ein „Regalluther“ sollte dann aber schon mal wieder entstaubt und gelesen werden.

In einer Zeit wie der unseren, in der die Dialekte wieder wichtiger werden und nahezu chic, sogar Fränkisch darf jetzt wieder öffentlich gesprochen werden, hat es der Luther der Bibel vielleicht schwerer als der etwas vulgärere „Alltagsluther“.

Aber eigentlich ist das ja egal: Ob „Alltagsluther“ oder „Bibelluther“, Hauptsache wir kümmern uns mal um seine Sprachschöpfungen und hinterfragen damit auch unseren eigenen Sprachgebrauch und lassen uns dabei „die Sonne in den Arsch scheinen“.

Ich mag diesen „konkreten Luther“, der nicht viele Wort braucht um auszudrücken, was er sagen will. Er ist viel einfacher zu verstehen als der Theologe, der oft lange und kompliziert beschreibt, was er meint.

Also machen wir´s wie Luther: Bewahren wir uns manche „Grillen im Kopf“, seien wir durchaus manchmal „Stein des Anstoßes“, „tappen wir nicht zu oft im Dunklen“, „beißen wir manchmal die Zähne zusammen“ und vor allem erkennen wir, dass die „Welt voller alltäglicher Wunder“ ist.

Thomas Guba